Einfluss von physischer Arbeit auf die HRV
Während einer physischen Arbeit führen die Veränderungen der Aktivität von ANS zu einer Erhöhung der Herzfrequenz, die bei einer niedrigeren Belastungsintensität durch Inhibition von Vagus und bei einer höheren Belastungsintensität auch durch eine erhöhte Aktivität von Sympathikus und eine höhere Katecholaminproduktion verursacht wird (Stejskal, 2008).
Während der Belastung sinkt die gesamte HRV erheblich, wobei die MSSD-Werte (Ergebnis der Auswertung mithilfe einer Messung im Zeitbereich) nahe Null liegen können (Retek & Stejskal, 1996) Während der Regeneration steigt der MSSD-Wert langsam. Die Aktivität von Sympathikus wird bei der SA HRV-Methodik durch einen relativen Anteil der Komponente mit einer sehr langsamen Frequenz an der gesamten spektralen Leistung angezeigt. Während der Belastung sinkt zwar die gesamte spektrale Leistung erheblich, doch diese Senkung ist nicht so deutlich, wie z. B. die Kennzahlminderung des Zeitbereichs, denn die hohe Aktivität von Sympathikus wird auch durch Oszillation mit den niedrigsten Frequenzen verwirklicht.
Die Aktivität von Parasympathikus sinkt allmählich bis zu einer Belastungsintensität, die 50% des maximalen Sauerstoffverbrauchs (V02max) entspricht, während die Aktivität von Sympathikus erst im Bereich von 50-60% V02max langsam zu steigen beginnt. (Nakamura, et al., 1993).
Mit einer steigenden Belastungsintensität sinkt Total Power exponentiell (die gesamte spektrale Leistung), was vor allem durch die Senkung der HF-Komponente verursacht wird (Carter et al., 2003).
Die Dynamik der Leistung der LF-Komponente ist bei einer physischen Anstrengung durch die Aktivität von Sympathikus und die Variationen einer von der Sensitivität der Druckrezeptoren abhängigen Baroreflexantwort, die durch Vagus vermittelt wird, beeinflusst. Bei einer niedrigeren Belastungsintensität, bei der die Sensitivität des kardialen Barorezeptorreflexes leicht sinkt und bei der sich die Aktivität von Sympathikus fast nicht verändert, sinkt die Power LF weniger, als bei einer intensiveren Belastung, wo die Aktivität von Sympathikus erhöht ist, aber die Barorezeptoren dank der Wirkung der mechanischen und chemischen Einflüsse der wirkenden Muskeln „rückgesetzt“ werden (Stejskal, 2008).
Auswirkung der Regeneration nach einer körperlichen Anstrengung auf die HRV
Eine langfristige körperliche Aktivität wirkt sich nachweislich auf den Gesamtzustand des Organismus, und somit auch auf die Funktion des ANS, positiv aus. Eine positive Auswirkung der körperlichen Aktivität können auch die gemessenen Werte von SA HRV bezeugen. Die Erhöhung der gesamten HRV und der Anstieg der Aktivität von Parasympathikus lassen sich durch ein regelmäßiges Training bei einer optimalen Belastung und einer geeignet gewählten körperlichen Aktivität erreichen (Stejskal, 2008).
Die Geschwindigkeit des Abfalls der Herzfrequenz nach einer körperlichen Aktivität bis zum Ruhezustand, wird für ein Bild von kardialer Vagusreaktivierung gehalten. Während der Regeneration wachsen auch die Indikatoren des Zeit- und Frequenzbereichs der HRV. Die Höhe der HRV vor einer Belastung korreliert nicht mit der Geschwindigkeit der Reaktion von SF am Anfang der Belastung und gleichzeitig entspricht sie dem Niveau der Rückkehr der Herzfrequenz zu Ruhewerten nach der Belastung nicht. Die Aktivität des ANS nach einer körperlichen Aktivität hängt aber mit der Anfangsanpassung der Herzfrequenz auf die Belastung zusammen. Je schneller die Anpassung der Herzfrequenz am Anfang der Belastung und je kürzer die zur Erreichung des Gleichgewichtszustands erforderliche Zeit, desto kleiner das Sauerstoffdefizit. Die Dauer der Rekonvaleszenz verkürzt sich (Javorka et al., 2002, 2003, Stejskal 2008).